Barrierefreiheit Einstellungen

im Gespräch RieselfeldGabi Rolland und Team fragen Menschen in Freiburg, wann diese flüchten würden

Wenn Sie in den letzten Tagen in Freiburg unterwegs waren, ist Ihnen vielleicht eine merkwürdige Zeitung begegnet. Mit einer Bodenzeitung, wobei ein Streifen Papier auf dem Boden liegt, auf dem vorbeikommende Menschen Ihre Gedanken schreiben können, regte SPD-Landtagsabgeordnete Rolland dazu an, über eigene Fluchtgründe nachzudenken.

„Ich würde aus meiner Heimat flüchten, wenn…“ war die Überschrift der Bodenzeitung.

Menschen im Stühlinger, in Betzenhausen-Bischhofslinde und Hochdorf nahmen bis zum vergangenen Freitag an der Aktion teil. Am Samstag, den 24. Oktober 2015 ging es nach Weingarten und weiter in den Westen. Im Rieselfeld war unser Autor, Claas Löppmann vor Ort mit dabei und unterstütze für zwei Stunden die Bodenzeitung, auf dem Wochenmarkt im Rieselfeld zwischen der Maria-Rudloff-Kirche und dem glashaus. Besonders beeindruckt hat ihn die Intensität der geführten Gespräche und die Zeit, die viele Menschen sich nahmen um den schmerzenden Gedanken an eine Flucht zu verinnerlichen. Antworten, wie

„wenn Fessenheim in die Luft fliegt (ich auch!)“

„wenn es nichts zu essen gebe“

„wenn ich Angst um das Leben meiner Kinder hätte“

„wenn alles zusammenbricht“

„wenn ich Grund zum Anlass hätte, mich durch staatliche Mechanismen verfolgt zu fühlen“

„wenn die Deutschen ihre Toleranz verlieren (und die AFD regiert)“

„wenn alle weg wären“

waren zu lesen und bewegten innerlich.

Karin Seebacher, Mitglied der SPD- Gemeinderatsfraktion Freiburg und Stadträtin für Rieselfeld und Weingarten würde aus Ihrer Heimat flüchten, „wenn Krieg meine Lebensgrundlage zerstören würde!“.

Gabi Rolland, bewegten diese Aussagen, für dessen Vertrauen sie den Bürger_innen dankt. „ich bin eigentlich zu alt dazu“ und „wenn Nazis regieren“ waren zwei, die sie besonders beeindruckten. Es ist ihr wichtig, mit allen Generationen unserer Gesellschaft, „die sich eigentlich auf ein sicheres, behütetes System verlassen können“ ins Gespräch zu kommen und einmal die Perspektive zu erweitern, „was wäre wenn…“.

Entstanden sei die Idee im Rahmen des Runden Tisches Stühlinger Kirchplatz.

Dieser nahm etwa zehn Schwarz-Afrikaner die sich regelmäßig im Stühlinger-Park aufhalten wahr und überlegte, was zur Sensibilisierung beitragen könne, um Besucher_innen des Parkes und ganz Freiburg zu verdeutlichen, wie es dazu kommt, dass die (überwiegend) Männer ihre Heimat verlassen haben. Im Runden Tisch war man sich einig: „Wir wollen nicht nur Zettel verteilen, sondern zum Nachdenken anregen und ins Gespräch kommen!“

Rolland möchte auch mit Menschen im Gespräch sein, die „ihr blöd kommen“ und versuchen zu provozieren. „Was ich über die Bodenzeitung erfahren kann, nehme ich mit in meine Arbeit im Landtag, das Thema liegt mir sehr am Herzen und ich bin zurzeit gerne, übermäßig viel unterwegs“. Rolland bewegt der Gedanke, die Antworten in Form von Postkarten und /oder einer öffentlichen Präsentation wiederzugeben.

Die SPD- Landtagsabgeordnete selbst würde aus Ihrer Heimat flüchten, „wenn ich meine Meinung nicht mehr frei äußern könnte und mit Repressalien für meine Politik rechnen müsste!“

Unser Autor freut sich, wenn die hier angegebenen Antworten in weiteren Medien verbreitet werden und einen Beitrag zur Sensibilisierung für die Beweggründe unserer geflüchteten Gäste leisten.

Autor:

Claas Löppmann

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